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„Das Weizenkorn muss sterben, sonst bleibt es ja allein: Der eine lebt vom andern, für sich kann keiner sein. Geheimnis des Glaubens: Im Tod ist das Leben“. Das Eröffnungslied deutete bereits in passender Weise auf die Leidensgeschichte Jesu, seinen Tod und seine Auferstehung, also auf das bevorstehende Osterfest hin. Mit dem 5. Fastensonntag, dem Misereorsonntag trete die Kirche in die Passionszeit ein, sagte Pfarrer Jan Kölbel zu Beginn des Gottesdienstes am 17.03.24 in der Pfarrkirche St. Jakobus.

Das Wort „Passion“ bedeute Leiden bzw. Leidenschaft und weise uns auf das Leiden Jesu hin. Außerdem wolle es in uns die Leidenschaft für notleidende Mitmenschen neu entfachen. Es sei ein schöner Brauch, dass nun die Kreuze und Bilder in der Kirche verhüllt seien, so dass auch die Augen fasten müssten. Das Kreuz neben dem Beichtstuhl sei mit einem Fastentuch des Miltenberger Künstlers Zöller verhüllt und die beiden Ikonen im Altarraum seien von einem Fastentuch verdeckt. Das Kreuz sei nicht nur ein Schmuckstück, sondern ein Zeichen für Leiden und Schmerz. Wir dürften uns nicht an das Kreuz bzw. das Leid in der Welt gewöhnen. Der Misereorsonntag wolle bewusst ein Gegengewicht setzen, das wir durch unser Fastenopfer unterstützen dürften. Zu Beginn seiner Predigt fragte Pfarrer Kölbel die Gläubigen, warum sie heute hier seien. Jeder habe seinen ganz persönlichen Beweggrund, z.B. weil die Feier des Gottesdienstes zu einem richtigen Sonntag dazugehöre, der Gottesdienst Kraft gebe, es schön sei, andere Menschen zu sehen oder man ein großes Anliegen vor Gott tragen wolle. Die Aussage: „Weil ich Jesus sehen möchte“, sei da eher ungewöhnlich. Im Evangelium hätten Griechen diesen Wunsch an die Jünger herangetragen. Damals in Jerusalem sei dies noch möglich gewesen. Heute sei es nicht mehr so einfach, obwohl es beim christl. Glauben genau darum gehe, nämlich Jesus sehen zu wollen. Natürlich gebe es viele Bilder von Jesus. Ostkirchliche Ikonen nähmen für sich in Anspruch, dass die abgebildete Person wirklich gegenwärtig sei. Bilder könnten die Begegnung mit dem „echten“ Jesus nicht ersetzen. Wir könnten Jesus nicht so sehen, wie die Menschen vor 2000 Jahren, aber wir könnten ihm im Gottesdienst begegnen und zwar in der Gemeinschaft der Gläubigen, in seinem Wort und in den Zeichen von Brot und Wein. Nicht nur im Gottesdienst sei eine Begegnung mit Jesus möglich. Auch in der tätigen Nächstenliebe, die wir notleidenden, einsamen, kranken Mitmenschen erwiesen, begegne uns Jesus. Die diesjährige Misereorfastenaktion komme Kleinbauern in Kolumbien zugute und ermögliche ihnen, nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben. Unsere Hilfsbereitschaft lasse uns in diesen Menschen unsere Nächsten erkennen und damit Christus selbst.

Der Dank des Pfarrers galt der Schola Cantorum und dem Kinderchor der Ökum. Kinder- u. Jugendkantorei für die musikalische Gestaltung. Nach dem Gottesdienst fand im Alten Rathaus ein Ökum. Fastenessen statt, das sehr gut angenommen wurde.

Nina Reuling

Fotos: Martin Winkler

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