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Die Feier der Osternacht ist die bedeutsamste und eindrücklichste Liturgie im Kirchenjahr.

Zu Beginn der Feier, der sogenannten Vigil (Nachtwache), steht wortwörtlich die Osterkerze im Mittelpunkt des Geschehens. Nach der Segnung des Osterfeuers wird die Osterkerze „bereitet“. Dabei werden einzelne Symbole auf der Kerze hervorgehoben:
Christus gestern und heute
Anfang und Ende.
Alpha
und Omega.
Sein ist die Zeit
und die Ewigkeit.
Sein ist die Macht und die Herrlichkeit.
In alle Ewigkeit. Amen.

Alpha und Omega

Der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets gehen auf ihre Bedeutung in der Offenbarung des Johannes zurück: Jesus Christus ist für alle Christgläubigen das Alpha und Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Schon im Buch Jesaja taucht die Gotteswesenheit als „Ersten und Letzten" auf. Die Buchstaben zusammen stehen für das Allumfassende, Gottvater und den Sohn als Schöpfer und Vollender.

Das Kreuz

Der Herr ist am Kreuz für uns gestorben, hat am dritten Tag über den Tod gesiegt und ist auferstanden. Die Kerze nimmt so das Siegeszeichen des gekreuzigten Christus mit auf.

Die Jahreszahl

Auf jeder Osterkerze die aktuelle Jahreszahl angebracht. Sie soll die Gegenwart, unser jetziges menschliches Leben symbolisieren, das ganz Jesus zuteilwerden soll.

Die Wachsnägel

Während die Wachsnägel eingesetzt werden, erfolgen die Worte:

Durch Seine heiligen Wunden, die wir rühmen und preisen, beschütze uns und erhalte uns Christus der Herr. Amen.

Die Wachsnägel stehen für die fünf Wundmale Jesu: Mit Nägeln ist er ans Kreuz angeheftet worden. Diese Nägel durchbohrten seine Hände und Füße. Um seinen Tod sicherzustellen, stieß ein Soldat mit einer Lanze seine Seite. Die aus Wachs gefertigten Nägel werden mit einem Korn Weihrauch in die vorgebohrten Löcher in Kreuzform gesteckt, um die Wundmale des Herrn zu symbolisieren.

Dann erst wird die Kerze am Osterfeuer entzündet.

Danach wird die Osterkerze in einer Prozession als einzige Lichtquelle in die dunkle Kirche getragen. Beim feierlichen Einzug erfolgt der dreimalige Ruf „Lumen Christi", „Licht Christi", auf den die Gemeinde mit „Deo Gratis", „Dank sei Gott", antwortet. Nach dem zweiten Ruf wird das Feuer der Osterkerze an alle Gläubigen weitergegeben, damit die Dunkelheit durch deren Kerzen erhellt wird.

Auf den schön geschmückten Leuchter gestellt, symbolisiert die Osterkerze den verherrlichten Christus als Sieger über den Tod. Die weiße Farbe der Osterkerze steht für die Hoffnung und das neue Leben. Sie muss, wie alle liturgischen Kerzen, aus einem bestimmten Anteil an Bienenwachs gefertigt sein. Das kommt aus der früheren Tradition, nur die wertvollsten Materialien für den liturgischen Gebrauch zu verwenden. Beim anschließenden Exsultet, dem Osterlob, wird dieser Aspekt noch einmal ganz feierlich herausgestellt.

Die Osterkerze wird bei der später folgenden Segnung des Osterwassers dreimal eingesenkt. Dadurch wird die besondere Verbindung des Taufwassers mit der Osterkerze als Symbol des Getauften mit dem auferstandenen Jesus unterstrichen. Danach erfolgt die Erneuerung des Taufversprechens der Gläubigen.

In der Kirche brennt die Osterkerze bis Pfingsten im Altarraum. Mancherorts wird sie nach dem Evangelium an Christi Himmelfahrt gelöscht, um das Scheiden Jesu von der Erde zu verdeutlichen. Bei Tauffeiern und Hochzeiten werden an der Osterkerze die Tauf- oder Traukerze entzündet. Bei einer Beerdigung steht die Osterkerze ebenfalls am Sarg des Verstorbenen.

Hier sehen wir den Ständer der Osterkerze in der Miltenberger Pfarrkirche im neunen Glanz. Messner Thomas Bertlwieser hat sicherlich einige Liter Politur und manche Putzlappen aufbringen müssen. (Fotos: Thomas Bertlwieser)

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