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Die Gottesdienstbesucher hätten am Abend des 25.07.23 einen kleinen Pilgerweg auf sich genommen, um ihren Kirchenpatron, den Hl. Jakobus zu feiern, so Pfarrer Jan Kölbel bei der Begrüßung der Gläubigen. Wie der Hl. Jakobus sich von Jesus habe rufen lassen, so hätten auch wir den Ruf Jesu vernommen.

Er sei noch nie in Santiago de Compostela gewesen und es ziehe ihn da auch nicht hin, sagte Pfarrer Kölbel zu Beginn seiner Predigt. Der Pilgerweg nach Santiago, der „Camino“ sei zu sehr zu einer Massenveranstaltung geworden. Dies zeige die enorme Zunahme der Zahl der „Pilger“, welche in den letzten 40 Jahren um über 1000% gestiegen sei. Das Wort „Pilger“ sei in Anführungszeichen zu setzen, denn viele, die den Camino gingen, sähen dies mehr als „Event“ und weniger als innere Einkehr. Dass immer mehr zu einem „Event“ werde, sei der Trend der Zeit. Dieser Trend mache auch vor der Kirche nicht halt. Er denke u.a. an den Weltjugendtag in Lissabon oder den evangelischen Kirchentag. Hier gehe die Kirche mit der Zeit und aus diesen Großereignissen könne auch viel Gutes erwachsen. In seiner ehemaligen Pfarrei Alzenau wäre im Vorfeld des Weltjugendtages in Köln 2005 eine Gruppe polnischer Jugendlicher zu Gast gewesen. Damals seien völkerverbindende, langlebige Freundschaften entstanden und die engagierten Jugendlichen würden noch heute als Erwachsene das Gemeindeleben mittragen. Er wolle noch mal auf die Wallfahrt nach Santiago bzw. Wallfahrten allgemein zurückkommen. Der eigentliche Sinn einer Wallfahrt liege darin, als anderer Mensch, d.h. innerlich verändert nach Hause zu kommen. Hierbei sei es wichtig, über das eigene Leben nachzudenken, zu merken, wo man sich ändern müsse. Pilgern sei eine sehr ernste, eine existentielle Sache, die darauf abziele neu Kontakt zu Gott zu bekommen. Der Hl. Jakobus habe die längste Zeit seines Lebens gedacht, sein Platz im Leben sei der eines Fischers am See Genesareth - bis Jakobus Jesus begegnet sei, der ihn vom Boot weg berufen habe: „Kommt her, folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen!“ Jakobus habe in Judäa und Samarien den Glauben an den Auferstandenen verkündet; der Legende nach sei er bei seinen Missionsreisen bis nach Spanien gekommen. Er sei der erste Märtyrer unter den Aposteln gewesen und habe eine tiefe Freude an der Frohen Botschaft empfunden, die sich in Jesus verwirklicht habe. Die Begegnung mit Jesus sei das größte Event, das einem Menschen passieren könne. Hierzu seien wir alle eingeladen auf der Pilgerreise unseres Lebens. Dieses Ereignis könne sich während einer Großveranstaltung, aber auch „im stillen Kämmerlein“ ereignen. Den Pilgerweg des Lebens gingen wir nämlich nicht nur mit den Füßen, sondern viel mehr mit unserem Herzen.

Am Ende des Gottesdienstes bedankte sich der Pfarrer beim Pfarrcäcilienchor (Ltg. Michael Bailer) für die festliche musikalische Gestaltung. Die frohe Gemeinschaft des Gottesdienstes fand bei einer spontanen Einkehr in einer Gaststätte ihre Fortsetzung.

Nina Reuling

Fotos: Martin Winkler

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