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Am 4. Fastensonntag sei über die Hälfte der Fastenzeit vorbei, Ostern nicht mehr weit. „Woran kann man dies heute erkennen?“, fragte Pfarrer Jan Kölbel zu Beginn der Messfeier am 19.03.23 in der Pfarrkirche St. Jakobus, Miltenberg.

Ein Kommunionkind antwortete: „Das Gewand ist pink.“ Der Pfarrer korrigierte „pink“ in „rosa“ und erläuterte, dass rosa nur zweimal im Jahr getragen werde und zwar kurz vor Ostern und kurz vor Weihnachten. Diese Farbe sei ein Zeichen der Vorfreude auf ein großes Fest.

In seiner Predigt ging Pfarrer Kölbel auf das Evangelium von der Heilung des Blinden am Sabbat ein. Dieser sei von Geburt an blind gewesen und habe nicht gewusst, was es bedeute, zu sehen. Der blinde junge Mann habe Jesus nicht um Heilung gebeten, Jesus habe ihn ungefragt geheilt. Dies erscheine ungerecht und „wie ein Tropfen auf den heißen Stein“, denn es habe seinerzeit in Jerusalem viele Blinde gegeben, die erst im Laufe ihres Lebens erblindet seien. Jesus heile aber ausgerechnet den Blinden, der wohl am wenigsten unter seinem Handicap gelitten habe. Wenn Jesus Wunder vollbringe, gehe es ihm nicht um spektakuläres Aufsehen. Der Evangelist Johannes nenne die Wunder Jesu „Zeichen“. Durch diese zeige Jesus, dass in ihm das Reich Gottes angebrochen sei. Mit der Heilung des Blinden am Sabbat verstoße Jesus gegen die strengen, jüdischen Regeln. Er lege das Sabbat-Gebot menschenfreundlich aus: Der Sabbat sei für den Menschen da und nicht umgekehrt. Jesus als der Sohn Gottes hätte alle Blinden heilen können, die sich damals in Jerusalem aufgehalten hätten; er heile aber nur einen, weil hier das Wunder zu einem Zeichen für die Gottesherrschaft werde. Johannes begreife die Blindheit im heutigen Evangelium im übertragenen Sinne. Der Blindgeborene sei erst dann geheilt, als er Jesus als den Messias anerkannt habe. Die Blindheit des Herzens äußere sich darin, wenn man nur auf die Oberfläche sehe, nur am Äußeren, wie z.B. an Macht, Erfolg und Aussehen, hängen bleibe. Der Glaube an Jesus Christus solle keine dekorative Zutat, kein Sahnehäubchen in unserem Leben sein, sondern eine Kraft, die unser Leben prägen und durchdringen solle. In der ersten Lesung hätten wir gehört, dass wir tiefer blicken sollten als nur auf die Oberfläche. So belehre Samuel den Isai: „Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott blickt in das Herz“. Wenn die Augen unseres Herzens ihre Sehkraft einbüßten, seien das Gebet, der Gottesdienst, die Beichte oder jede gute Tat dazu geeignet, unseren Blick neu zu schärfen. Der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry („Der kleine Prinz“) habe dies auf den Punkt gebracht: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Nach dem Gottesdienst erläuterte Kirchenmusiker Michael Bailer die Funktionsweise, technischen Daten und Besonderheiten der „Königin der Instrumente“ in einer interessanten Orgelführung. Außerdem erfreute sich das gleichzeitig stattfindende Kirchencafé großer Beliebtheit.

Nina Reuling

Fotos: Martin Winkler

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