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Der Palmsonntag trägt den Anfang und das Ende in sich. Beim triumphalen Einzug in Jerusalem wird Jesus wie ein König gefeiert. Ein wundertätiger, friedlicher Herrscher, dessen weiteres Schicksal aber schon besiegelt ist – die Karwoche und damit die Tage des Leidens und Sterbens Jesu stehen bevor. Doch dieser König der Juden, der auf einem Esel in die Stadt geritten kommt, stellt sich dieser unvorstellbaren Aufgabe.

Der Evangelist Matthäus beschreibt, wie die Jünger Jesus eine Eselin brachten und ihn daraufsetzten. „Sehr viele aus der Volksmenge aber breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg", schreibt Matthäus begeistert. Die Volksscharen aber, die ihm vorausgingen und die ihm folgten, riefen: „Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“

Als Jesus in Jerusalem einzog, kam nach Matthäus die ganze Stadt in Bewegung: „Wer ist das?", fragte man. Die Menge aber sagte: "Das ist der Prophet Jesus von Nazareth in Galiläa!"

So ähnlich wie damals feiern Christen auf der ganzen Welt den Palmsonntag, den sechsten und letzten Sonntag der Fastenzeit; manchmal sogar mit einem lebenden Esel bei Prozession zur Kirche. Die Gläubigen treffen sich häufig zuerst vor der Kirche zur Segnung der Palm- oder Olivenzweige. Wo keine Palmen wachsen, nimmt man Palmkätzchen – je nach Region stammen diese Zweige von Ahorn, Birke, Buche, Buchsbaum, Weide, Haselnuss oder Wacholderbeere. Nach der Segnung der Zweige ziehen die Christen in einer Palmprozession in die Kirche. In der Messe verkündet der Priester erstmals in der Karwoche die Botschaft vom nahenden Leiden und Sterben Jesu. Auch am Palmsonntag zeigt sich, wie Leben und Tod untrennbar miteinander verbunden sind. Die Christen singen dem Sohn Davids ein „Hosanna in der Höhe", preisen ihn als König, aber auch als Erlöser.

Nach der Messe nehmen die Christen ihre geweihten Palmzweige mit nach Hause und stecken sie etwa hinter ein Kruzifix oder über dem Türrahmen – dies soll dem Haus und seine Bewohner als Segen und Schutz dienen. An manchen Orten befestigen die Menschen ihre Zweige auch an Heiligenbildchen, Hausaltären oder Spiegeln. Das Aufstecken ist ein alter Brauch, es soll die Menschen segnen und an das von Christus neu gewonnene Leben erinnern. Manchmal werden die Zweige beim darauf folgenden Osterfest besonders schön geschmückt. Im Folgejahr werden die Zweige in einigen Regionen verbrannt und die Asche wiederum fürs Aschekreuz verwendet. Der Kreis schließt sich.

In Europa sind die Palmprozessionen bereits seit dem 8. Jahrhundert bekannt. Mit großem Aufwand wurde der Einzug Jesu in Jerusalem nachvollzogen. Die Gläubigen konnten den Beginn der Karwoche mit einem besonderen Erlebnis verbinden. Später wurden auch in Deutschland häufig lebensgroße Christusfiguren auf Eseln mitgeführt, die das Geschehen noch stärker veranschaulichten. Im 17. und 18. Jahrhundert waren die sogenannten Palmeselprozessionen in Deutschland an vielen Orten verbreitet. Palmzweige gelten schon lange als Gegenstände des Schutzes, des Heils und des Segens. So werden im Rheinland die Toten beim Begräbnis mit einem in Weihwasser getränkten Palmstrauß gesegnet. Viele Menschen bringen die frisch gesegneten Palmzweige nicht nur nach Hause, sondern auch zu bettlägerigen Nachbarn – oder zu ihren Toten auf dem Friedhof.

Ein ganz herzliches Vergelt's Gott allen fleißigen Händen, die sich in den vergangenen Tagen in den Gärten und Fluren umgeschaut haben, um mit den zusammengesteckten Palmbüchelschen uns zu erfreuen und damit die Festlichkeit des Palmsonntags unterstreichen.

Fotos: Bastian Blümel

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