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Miltenberger Religionsgemeinschaften setzen sich für Frieden ein

Vor dem Hintergrund der furchtbaren Eskalation des Krieges in der Ukraine haben sich auf dem Miltenberger Marktplatz viele Menschen versammelt, um ihre Solidarität mit den unschuldigen Opfern zu zeigen und in Worten, Liedern und Gebeten gemeinsam Halt zu suchen.
Wie schon am 26. Februar wurde am 05. März durch Christen und Muslime erneut ein Friedensgebet gehalten.

In der Begrüßung brachte Pfarrer Jan Kölbel von der Kath. Pfarreiengemeinschaft Miltenberg-Bürgstadt die Erschütterung über Tod, Zerstörung, Flucht und Leid der Zivilbevölkerung zum Ausdruck. Pfarrer Lutz Domröse von der Evangelischen Gemeinde Miltenberg benannte mit den Worten aus Psalm 143 die Not der auf Gott vertrauenden Menschen: „Herr, erhalt mich am Leben, führe mich heraus aus der Not in deiner Gerechtigkeit!“ Erster Bürgermeister Bernd Kahlert sprach den Teilnehmenden seinen Dank aus und stellte die Spendenaktion „Ukrainehilfe Miltenberg“ vor. Für die Islamische Moscheegemeinde Miltenberg begann Imam Yilgör Aydogan seine Ansprache mit dem „Bismillah“: „Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers“ verbiete sich jede Art von Krieg, Blutvergießen und Tränen. Verlierer sei die gesamte Menschheit. 

„Wir alle suchen nach Worten der Erklärung und Hilfe“, fasste Pfarrer Domröse zusammen und zitierte dazu den Schriftsteller Hans-Dieter Hüsch: „Willst du einen Krieg verhindern, musst du viele Worte machen.“  Vor dem Hintergrund der schwierigen Krisengespräche derzeit ein fast aussichtsloses Unternehmen. Die gemeinsame Sehnsucht nach Frieden brachten die Umstehenden zum Ausdruck mit dem Lied „HERR, gib uns deinen Frieden“, musikalisch begleitet durch Eva-Maria Osterrieder und Frank Küster.   

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!“ Mit diesem Wort des Ökumenischen Weltrats der Kirchen betonte Helga Neike, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Miltenberg, die Verpflichtung, uns für Frieden einzusetzen.  In der Ukraine gehört die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung orthodoxen christlichen Glaubensgemeinschaften an. Nebeneinander stehen die unabhängige (autokephale) Kirche der Ukraine und die Ukrainischen Orthodoxe Kirche mit ihrem Metropoliten, die russlandfreundlich ist und der Zentrale der Russisch-Orthodoxen Kirche in Moskau mit ihrem Patriarchen Kyrill I. untersteht. Diesem ist nationale Loyalität wichtiger als ein gemeinsames Bekenntnis zu Christus. Der ukrainische Metropolit Onufry dagegen positioniert sich entschieden anders, er hat Putin aufgefordert, den Bruderkrieg sofort zu beenden und bittet dazu auch den Patriarchen von Moskau um seinen Einsatz. Vorgetragen wurden dazu noch die Grüße des  Bischofs  der kleinen Deutschen evangelischen Gemeinde in der Ukraine, Pavlo Shvartz, und seine Bitte, um einen gerechten Frieden zu beten, der den Aggressor als solchen nennt und wo die Opfer als Opfer benannt werden.   
Helga Neike sprach die Hoffnung aus, dass die Krise zu einem „Kairos“, einem günstigen Moment führen möge, indem sich die christlichen Kirchen an ihren Auftrag zur Versöhnung erinnern könnten.

Eine Reihe von Fürbitten, gesprochen von Heidi Vierneisel und Eva-Maria Osterrieder, brachte die Sorge um die Menschen und um den Frieden vor Gott, zusammengefasst durch Pfarrer Kölbel im gemeinsamen „Vater unser“, dem Gebet aller Christen. „Wir leben alle unter dem gleichen Himmel“, lud Pfarrer Domröse zum abschließenden Segen ein, gefolgt noch von dem Lied aus Israel „hevenu schalem alechem“ - „wir bringen euch den Frieden“.

Ein Ökumenisches Friedensgebet wird bis zum 12. April jede Woche in der Evangelischen Johanneskirche in Miltenberg stattfinden. Termin: jeden Dienstag, 19.00 Uhr. 

Text und Foto von Wolfgang Rösler

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