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Am Vorabend zum Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens lud der Frauenbud zu einer Andacht in die Pfarrkirche ein. Unter dem Motto "Ein Vorbild für uns heute: Josef als stiller Held", trugen Christine Tausch und Karin Betzel Gedanken und Impulse über den heiligen Josef vor. Musikalische Gestaltung: Felix Tausch.

In der Basilika San Francesco in Assisi, der Grablegungskirche dieses Heiligen, befindet sich ein bemerkenswertes Krippenbild: Im Mittelpunkt steht Maria mit dem Jesuskind, umgeben von den uns bekannten Tieren, umschwirrt von einer Engelschar, während Josef wie verloren links unten am Bildrand vor sich hin grübelt. Es ist zunächst nachvollziehbar. Josef hätte sich auch nicht träumen lassen, was für Türen sich für ihn durch die Verlobung mit Maria auftun würden. Dieses Krippenbild vermittelt den Eindruck, als würde er nicht so richtig dazu passen. Diese große Herrlichkeit scheint ihm fremd. Er, der eher bodenständig und geerdet rüber kommt. Sein Beruf sagt viel über ihn aus. Er war ein Tekton (griechisch: Handwerker), also einer, der gut mit Hammer und Meißel, Stein und Holz umgehen konnte. Welche Wellen von Emotionen werden sein Wesen durchgerüttelt haben, als er erfuhr, dass seine Verlobte nicht von ihm schwanger war? Mehr noch, dass Gott unmittelbar in sein Leben und seine Zukunftspläne eingriff. Trotz dieser persönlichen Enttäuschung, berichtet die Bibel, dass er sich treu blieb. Beherrscht und anständig denkt er über alles nach und entscheidet sich. Statt sie bloß zu stellen, wählt er den Weg der Stille. Ein Weg der Liebe. Er lässt sich nicht nur von seinen Gefühlen leiten, er lässt sich von Gott etwas sagen! Diese Haltung beschreiben die Evangelisten mit den Worten: Gerecht und fromm. Bei Josef steht nicht seine persönliche Entfaltung im Mittelpunkt seines Denkens, sondern die Aufgabe. Das macht den Josef so wertvoll und für uns zum Vorbild. Nach dem Gespräch mit dem Engel wird er pflichtbewusst und im Vertrauen auf Gott die Vaterrolle für das Jesuskind übernehmen und Maria zum liebevollen Ehemann werden. Dieser Josef gehört zu den Großen der Heilsgeschichte. Er ist der, der Wege und Lösungen findet. Ein Macher, ein Beschützer und ein Begleiter. Einer, der bei seinen Mitmenschen Spuren hinterlässt. Vieles, was wir von Jesus kennen, dürfen wir getrost auf die Erziehungsarbeit des Josef zurückführen. Manche sagen, dass eine gute Beziehung zum Vater mehr Lebenszufriedenheit und spätere psychische Stabilität ermöglicht, als jene zur Mutter! Mit Sicherheit hat Josef Jesus zu seinem gesunden Selbstbewusstsein und positiven Vaterbild verholfen. Um auf das Krippenbild in Assisi zurück zu kommen: Es entspricht nicht ganz dem Josef. Er müsste eher aufrecht und voller Stolz an Krippe stehen. Josef sollte nicht als alter gebrechlicher Mensch dargestellt werden. Er will sich vielleicht nicht so sehr in den Vordergrund drängen, aber er ist präsent und spürbar gegenwärtig. Josef führt jene an, die unscheinbar sind, die Randfiguren, all jene, die sich mit ihrer Arbeit und Zuverlässigkeit nicht in den Mittelpunkt, sondern in den Dienst anderer stellen. Mit ihnen bewirkt Gott seine großen Taten. Und wer durch Gott etwas bewirkt, der steht niemals abseits oder verloren. Solche Menschen haben eine besondere Aufgabe, diese spielen immer eine wichtige Hauptrolle. Ob nun an einer Krippe, in einer Familie, im Freundeskreis oder im Beruf. Solche stillen und tätigen Begleiter braucht diese Welt immer und zu jeder Zeit. (nach Angelika Brunner; aus: Die Mitarbeiterin)

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