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Allerheiligen sei ein freudiges Fest, auch wenn am Nachmittag die Totenandacht und die Gräbersegnung auf dem Friedhof begangen würden, sagte Pfarrer Bernd Winter bei der Begrüßung der Gläubigen zur Messfeier am 01.11.21 in der Pfarrkirche St. Jakobus, Miltenberg.

An diesem Tag werde darauf geblickt, dass Jesus uns durch sein Leben und seinen Tod Zugang zu Gott geschaffen habe. Viele Menschen legten davon Zeugnis ab: Die „offiziellen“ Heiligen der Kirche, aber auch Menschen, die im Stillen Jesus nachfolgten.  In seiner Predigt nahm Pfarrer Winter auf die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan vor einigen Monaten Bezug. Zahlreiche Menschen hätten verzweifelt versucht, einen Platz in den Flugzeugen zu bekommen, um in Sicherheit zu gelangen. Um mitgenommen zu werden, hätten die Menschen nachweislich gefährdet sein müssen, bestimmte Papiere und Beziehungen gebraucht. Diejenigen, die es geschafft hätten, seien gewissermaßen Auserwählte gewesen. Von Menschen, die aus großer Bedrängnis gerettet worden seien, sei auch in der Lesung aus der Offenbarung des Johannes die Rede. Diese 144.000 hätten das „Siegel“ getragen – quasi einen Ausweis für ihre Rettung. Brauche es also eine besondere Kennzeichnung, um in das Reich Gottes zu kommen? In den Seligpreisungen seiner Bergpredigt spreche Jesus ganz besondere Voraussetzungen für das Gottesreich an, z.B. arm vor Gott zu sein und friedfertig. Aber noch etwas anderes werde deutlich: Das Reich Gottes sei kein Land, in das man unter bestimmten Bedingungen ausreisen könne. Es sei eine ganz andere Wirklichkeit, die auch im Hier und Jetzt schon spürbar werde für die, die umkehrten, die Frieden stifteten, die barmherzig seien, die um der Gerechtigkeit Gottes willen auch Verspottung und Verfolgung in Kauf nähmen. Man könne es sich nicht verdienen, sondern man müsse offen sein für die Wirklichkeit Gottes, für seine Werte in der Welt und man müsse an ihn glauben. Nicht die Starken, Mutigen, Gerissenen setzten sich durch, sondern die Kleinen, Schwachen und Armen. Es passe dazu, dass Jesus uns Kinder als Maßstab vor Augen stelle. Wer nicht umkehre und werde wie die Kinder, könne nicht in das Himmelreich gelangen. Dies komme auch in der zweiten Lesung zum Ausdruck, hier werde von der Kindschaft Gottes gesprochen. Ein Kind Gottes zu sein bedeute, nicht nach den Werten dieser Welt zu leben, sondern nach den Werten Gottes. Kinder Gottes seien Menschen, die für Gott offen seien und sich von ihm Nähe erhofften. Über 120.000 Menschen seien aus Kabul ausgeflogen worden. Damit seien fast so viele gerettet worden, wie die 144.000 Auserwählten einst in der Bibel. Die Zahl 144.000 sei eine symbolische Zahl – die Zahl derer, die nach den Maßstäben und Werten Gottes lebten und ihn damit bezeugten, sei weitaus größer. Viele gehörten dazu – auch Menschen, von denen wir es uns nicht vorstellen könnten. Am Ende des Gottesdienstes lud Pfarrer Winter zur Andacht mit Gräbersegnung auf dem Hauptfriedhof um 15.00 Uhr ein. 

Nina Reuling

Fotos: Martin Winkler

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