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Der 1. Mai sei sowohl ein gesetzlicher („Tag der Arbeit“) als auch ein kirchlicher Feiertag. Die Verehrung der Gottesmutter Maria als „Schutzfrau von Bayern“ gehe zurück auf Kurfürst Maximilian, der sein Land und sein Volk zur Zeit des 30-jährigen Krieges dem besonderen Schutz der Gottesmutter habe anvertrauen wollen.

Auch heute dürften wir uns unter den schützenden Mantel der Gottesmutter flüchten, so Pfarrer Jan Kölbel zu Beginn des Hochfestes in der Pfarrkirche St. Jakobus, Miltenberg. In Bayern sei der 1. Mai ein Marienfeiertag, während der Rest der Weltkirche an diesem Tag dem hl. Joseph mit dem Fest „Joseph der Arbeiter“ gedenke, begann Pfarrer Kölbel seine Predigt. Dieses Fest sei im Jahr 1955 von Papst Pius XII. eingeführt worden und daher vergleichsweise jung. Das Jahr 2021 sei von Papst Franziskus zum „Jahr des hl. Joseph“ ausgerufen worden. Deshalb wolle Pfarrer Kölbel den Gefährten der Gottesmutter in seiner Predigt näher beleuchten. Dem hl. Joseph sei es ähnlich ergangen wie dem kürzlich verstorbenen Prinz Philipp: Er hätte immer etwas im Schatten seiner Frau gestanden. Die Bezeichnung des Festes „Joseph der Arbeiter“ klinge zwar gut, sei jedoch nicht ganz korrekt. Natürlich habe Joseph schwere, körperliche Arbeit verrichtet, ein Arbeiter im modernen Sinn sei er aber nicht gewesen. Selbst die Bezeichnung „Zimmermann“ treffe es nicht ganz. In der Bibel werde Joseph als „tekton“ bezeichnet; dies meine einen Bauhandwerker. Wir könnten uns Joseph eher als Chef eines mittelständischen Handwerksunternehmens vorstellen, der nicht nur die Zimmermannsarbeiten ausgeführt, sondern sich allgemein um den Bau gekümmert, evtl. auch Subunternehmer beschäftigt habe. Wie es in einem Familienunternehmen der Fall sei, habe Jesus seinem Pflegevater schon früh zur Hand gehen müssen. Joseph sei nicht nur der Patron der Arbeiter und Zimmerleute, sondern auch der Schutzheilige des Mittelstands. Traditionell würden am 1. Mai von Gewerkschaften und Politikern Forderungen nach mehr sozialer Gerechtigkeit, besseren Arbeitsbedingungen und mehr Lohn erhoben. Angesichts des Erfolgs der Gewerkschaften werde der große Anteil der kirchlichen Soziallehre am Wohlstand unseres Landes gerne vergessen. Die kirchliche Soziallehre betone den Wert des Eigentums, stelle diesen aber in den Dienst der Allgemeinheit. Weiterhin sei Arbeit nie ein Selbstzweck, sondern müsse immer einem Leben in Würde dienen. Ein wichtiges Element sei das Prinzip der Subsidiarität, welches besage, dass möglichst viel auf der unteren Ebene geregelt werden und die nächsthöhere Ebene nur dann eingreifen solle, wenn es nötig sei. Es sei an der Zeit, sich wieder auf diese Prinzipien zu besinnen. Der hl. Joseph sei ein hart arbeitender, schweigsamer und tüchtiger Mann gewesen. Joseph habe nicht nur selbst gebaut, sondern auf ihn habe man bauen können. Gott selbst habe auf ihn gebaut und Maria und Jesus seiner Fürsorge anvertraut. Wir dürften ihn als Schutzpatron der ganzen Kirche verehren.

Nina Reuling

Fotos: Martin Winkler

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