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Die „Mess“ finde nicht statt, aber die Messe werde gehalten. Mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Jan Kölbel die Gläubigen, die seiner Einladung zur Messfeier zu Ehren des Heiligen Erzengels Michael („Michaelis-Messe“) am 30.08.20 in die Pfarrkirche St. Jakobus Miltenberg gefolgt waren.

Als im 14. Jahrhundert die Bezeichnung „Messe“ für große Jahrmärkte aufgekommen sei, wäre der religiöse Bezug noch klar gewesen. Vom 15. bis Anfang des 20. Jahrhunderts sei die Michaelismesse tatsächlich um das Fest des Hl. Erzengels Michael am 29. September herum begangen worden. 1928 sei sie um einen Monat vorverlegt worden, der Name aber sei geblieben. Schausteller und Händler beteten vor der Messe auf dem Engelberg um Gottes Segen und brächten hierbei die uralte Verbindung zwischen weltlicher und kirchlicher Messe zum Ausdruck. Auch wenn in diesem Jahr coronabedingt keine „Mess“ stattfinden könne, wolle man heute, am ersten Messesonntag, eine Michaelis-Messe feiern. In seiner Predigt ging Pfarrer Kölbel auf die Verehrung des Erzengels Michael als Schutzpatron bei Seuchen ein. So sei Papst Gregor dem Großen bei einer Bittprozession in Rom im Jahr 590 der Erzengel Michael in einer Vision erschienen und die Pest habe daraufhin aufgehört, in Rom zu wüten. Die Hauptaufgabe des Erzengels Michael sei jedoch eine andere. Diese komme bereits in seinem Namen zum Ausdruck. „Michael“ (hebr.) bedeute: „Wer ist wie Gott?“. In der Bibel sei Michael der Streiter gegen alle antigöttlichen Mächte. Als Anführer der himmlischen Heerscharen kämpfe er gegen den gefallenen Engel Luzifer und dessen Anhänger. Oft werde er mit einer Seelenwaage dargestellt, weil er Gut und Böse im Leben eines Verstorbenen abwäge. Nach dem Gottesdienst dürfe sich jeder ein Bildchen des Erzengels Michael mitnehmen. Auf der Bildrückseite sei ein Gebet abgedruckt, das früher nach jeder Messe gemeinsam gebetet worden sei. Darin werde der Hl. Michael mit handfesten Worten um Bewahrung vor dem Bösen angerufen. Die Verehrung der Engel hätte in der kath. Volksfrömmigkeit einst ihren festen Platz gehabt. Mittlerweile hätten die Esoteriker die Verehrung der Engel größtenteils an sich gezogen. Die Verehrung der Engel sei jedoch etwas zutiefst Biblisches, die Heilige Schrift voller Engelsgeschichten. Der Glaube an die Engel habe etwas sehr Tröstliches; Engel seien Boten Gottes in der Welt und ein Zeichen für die Durchlässigkeit der Grenze zwischen Himmel und Erde. Jeder Christ habe in seinem Schutzengel einen unsichtbaren, mächtigen und kritischen Freund, der ihn vom Bösen abhalten und auf den Weg von Gottes Geboten führen wolle. Im Rahmen unserer Möglichkeiten sollten wir die Engel nachahmen, indem wir anderen helfen, sie beschützen und das Böse bekämpfen sollten. Pfarrer Kölbel bedankte sich bei allen, die seiner Einladung gefolgt und in Tracht zur Michaelis-Messe erschienen waren. Die Messfeier wurde vom Frankenlied abgerundet, das Kirchenmusiker Michael Bailer an der Orgel klangvoll zum Besten gab.

Nina Reuling

Fotos: Martin Winkler

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