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Am Aschermittwoch sei eben nicht alles vorbei, so Pfarrer Jan Kölbel bei der Begrüßung der Gottesdienstbesucher anlässlich der Messfeier mit Auflegung des Aschenkreuzes am 26.02.2020 in der Pfarrkirche St. Jakobus, Miltenberg. Vielmehr beginne nun die 40-tägige Fastenzeit. Eine Zeit, in der jeder einzelne dazu aufgerufen sei, sein Leben zu überdenken und dieses auf Gott neu auszurichten, z.B. öfter Gottesdienste zu besuchen oder das Bußsakrament zu empfangen. 

Auch einen Vorsatz zu fassen, gelte als guter Brauch, um sich auf das Osterfest vorzubereiten. Der Pfarrer bat die Gläubigen, in einer kurzen Stille darüber nachzudenken, worauf sie verzichten wollten bzw. was sie viel intensiver machen möchten. Die Bedeutung der österlichen Bußzeit kam auch in der anschließenden Lesung zum Tragen, in der es heißt: „Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen.“ In seiner Predigt ging Pfarrer Kölbel auf die zunehmende Angst der Menschen in Europa vor der Ausbreitung des Corona-Virus ein. Hier würden teilweise drastische Schutzmaßnahmen ergriffen. Beispielsweise seien in Italien ganze Städte von der Außenwelt abgeriegelt worden. Wer aus einem Risikogebiet einreise, müsse damit rechnen, zunächst in Quarantäne zu kommen. Das Wort Quarantäne sei auf das italienische „quaranta“ (40) zurückzuführen. So lange habe die Isolation gedauert, bis man in Zeiten der Pest nach Venedig habe einreisen dürfen. Die Quarantäne dauere heute keine 40 Tage mehr, aber der Name sei geblieben. Am heutigen Tag fange die 40-tägige Fastenzeit an. Er wolle es wagen, den negativ belasteten Begriff der Quarantäne mit der Fastenzeit in Verbindung zu bringen und als positiven Impuls zu verstehen. Quarantäne sei vor allem eines: Langweilig. Man könne kaum etwas unternehmen, auch wenn man sich kerngesund fühle, sei auf sich selbst zurückgeworfen und habe plötzlich sehr viel Zeit zum Nachdenken. Das könne schmerzhaft sein, aber auch heilsam. Heutzutage sei der Mensch einer krankhaften „Reizüberflutung“ ausgesetzt, ständig müsse man erreichbar und immer auf dem Laufenden sein. Das Smartphone habe diesen Trend noch verstärkt. Andere Länder, die Deutschland im Hinblick auf die Digitalisierung weit voraus seien, würden bereits wieder zurückrudern. In der Fastenzeit könne man sich freiwillig in Quarantäne begeben, indem man die Impulse von außen bewusst herunterfahre: Weniger Fernsehen und Internet, das Radio mal abzuschalten seien nur einige Möglichkeiten. Jesus selbst habe vor seinem öffentlichen Auftreten 40 Tage in der Wüste gefastet, sich seinen Versuchungen gestellt und sie überwunden. Es liege an uns, ob die 40 Tage eine Last oder ein Segen seien. Nach seiner Predigt segnete Pfarrer Kölbel die Asche als Zeichen der Vergänglichkeit und der Umkehr und legte den Gläubigen das Aschenkreuz mit folgenden Worten auf: „Bedenke Mensch: Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.“ Am Ende des Gottesdienstes wünschte er allen eine gesegnete und erfüllte Fastenzeit.

Nina Reuling

 

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