Miltenberg wurde 1522 von Bürgstadt abgetrennt und selbstständige Pfarrei. Zur Pfarrei St. Jakobus des Älteren gehört von alters her die Filiale St. Josef Breitendiel und seit 2009 die Filialen St. Katharina Mainbullau und St. Vitus Wenschdorf.

Hans Hechtfischer:  https://my.matterport.com/show/?m=VtuJAkSkh9i

Nachfolgender Einleitungstext von:  © DREI AM MAIN
Die St. Jakobus-Kirche besteht bereits seit der Frühzeit Miltenbergs im 13. Jahrhundert, wurde aber oft umgebaut und erweitert. Die letzte grundlegende Innenrenovierung mit Neugestaltung des Kirchenraumes wurde 2004 abgeschlossen. Noch erhalten sind z.B. die Säulen des Mittelschiffs aus dem 14. Jahrhundert, die Dreikönigsgruppe aus der Zeit um 1400, das Backoffen-Kreuz um 1500 und der Altaraufsatz aus Alabaster von 1624 sowie die Kanzel von Zacharias Juncker von 1635. Das Gnadenbild aus der 1825 abgetragenen Wallfahrtskapelle „Maria uff den Staffeln“ steht in einer eigenen Seitenkapelle. Die klassizistischen Türme von 1830 prägen bis heute das Stadtbild entscheidend mit. 

Baugeschichte

1237 Stadt Miltenberg erstmals urkundlich erwähnt (KDB S. 245)
nach 1350 Neubau der Kirche als Filiale des benachbarten Bürgsadt
1522  Selbstständige Pfarrei
1784/96 Klassizistische Umgestaltung und grundlegende Sanierung, Höherlegen des Kirchenbodens
1825 Abriss des Turmes und des Glöcknerhauses, tiefgreifende Umbaumaßnahmen und Errichtung der neuen Doppeltürme
1888/93 Erneute Umbaumaßnahmen; Neubau Chor und Sakristei, Ausmalung
1946/48 Renovierung und Tieferlegung der Kirche, Entfernung der Ausmalung
1959 Innenrenovierung und Umgestaltung
1975 Innenrenovierung gemäß den neuen liturgischen Vorgaben
1983/84 Außenrenovierung und Dacherneuerung
1985/86 Sanierung der Türme
1986 Neugestaltung des Kirchenvorplatzes
1988/89 Einbau eines neuen Glockenstuhls
2003/04 Innenrenovierung, Rückgängigmachen der Tieferlegung des Langhauses von 1946 und grundlegende Neukonzeption des Innenraums

Innenausstattung

Im westlichen Eingangsbereich befindet sich der Taufort. Unter einem Radleuchter ist das Muschelbecken aus dem Jahr 1608 angeordnet.

Von hier fällt der Blick durch das Kirchenschiff auf den Chorraum. Im Zentrum nimmt einen das große, farbige Bild auf dem Flügelaltar gefangen. Es erzählt auf der in der Regel geöffneten "Feiertagsseite" die in den Evangelien überlieferten Geschichten des Apostels und Kirchenpatrons Jakobus. Die einzelnen Szenen sind über alle drei Teile zu einer Gesamtkomposition verwoben.

In der  Advents- und Fastenzeit ist das Bild gewöhnlich geschlossen. Auf dieser sogenannten "Werktagsseite" sieht man Bildkonzepte nach Bibelworten, die auf den menschlichen Lebensweg und das göttliche Weggeleit Bezug nehmen.

Zwischen Chorraum und Kirchenschiff liegt der zentrale Zelebrationsaltar. Er besteht aus einem Rotsandsteinwürfel, der an den Seiten mit einem Halbkreismotiv verziert ist. Zur Gemeinde hin nimmt ein Schlitz ein zierliches goldenes Altarkreuz auf, welches vorne mit einer Pilgermuschel, als Emblem des Kirchenpatrons, besetzt ist. Darüber schwebt mittig das schmale, spätgotische Triumpfbogenkreuz. Die Schnitzarbeit stammt aus der Zeit um 1400. Der lebensgroße Christus ist farbig gefasst.

Vor der rechten Chorbogenwand befindet sich ein spätgotisches Sakramentshaus. Es wurde restauriert und behutsam mit einem sechsseitigen Tabernakel ergänzt.

Auf der gegenüberliegenden Seite haben der Ambo und die Stele für das Evangeliar ihren Ort.

An der Stirnwand im nördlichen Seitenschiff ist anstelle eines Seitenaltars eine Dreikönigsgruppe angebracht, die ebenfalls um 1400 datiert. Sie stammt von der Außenwand der „Staffelkapelle“, die 1825 abgebrochen wurde.

Im südlichen Seitenschiff hängen an der Stirnwand zwei Barockfiguren in ursprünglicher Weißfassung. Es sind die Kirchenpatrone St. Jakobus, als Patron der Wallfahrer mit der Pilgermuschel sowie der hl. Johannes Nepomuk als Nebenpatron.

Auf der nördlichen Seite erhebt sich zwischen zwei Bögen die Kanzel aus rotem Sandstein; sie datiert um 1635. Auf dem sechseckigen Korpus ist auf den Reliefs die Passion dargestellt. Sie ruht auf einem vierseitigen Pfeiler mit Figuren von Kirchenvätern: zum Mittelgang Papst Gregor d.Gr., links von ihm Ambrosius. Rechts davon, mit dem Knäblein, ist Augustinus und auf der Rückseite der hl. Hieronymus mit einem Löwen dargestellt.

Im Jahr 1927 wurden die Kreuzwegstationen für die Kirche geschaffen. Sie waren ursprünglich farbig gefasst. Aber mit der Purifizierung Ende der 50er Jahre sind Originalrahmen und Fassung verloren gegangen. Die 14 Stationsbilder sind in Zweiergruppen an den Außenseiten der Seitenschiffe angebracht. Zwischen den Kreuzwegstationen befinden sich Steine von Orten, die eine Verbindung zum Apostel Jakobus haben.

Im Zuge der Renovierung 1959 entstand auf der Südwestseite ein Raum für die Beichte mit dem neu geschaffenen Beichtstuhl und dem Standkreuz aus der ehemaligen Staffelkapelle. Das Miteinander von Beichtort und dem Kreuz aus rotem Sandstein lässt den Zusammenhang zwischen dem Erlösertod Christi und dem Sakrament der Buße erlebbar werden.

Gegenüber befindet sich an der Nordwestecke eine Andachtskapelle, die durch ein Gitter vom Seitenschiff getrennt wird. Ein kleiner Barockaltar aus der Zeit um 1400 zeigt das Wallfahrtsgnadenbild „Maria uff den Staffeln“ , welches bis 1796 in der Staffelkapelle stand. An der südlichen Wand  steht auf einem neuen Unterbau aus Sandstein ein Alabasteraltaraufsatz mit sieben Szenen aus dem Leben Mariens, der auf das Jahr 1625 datiert ist. Links neben dem Glasfenster, in denen die drei Frankenaposteln dargestellt sind, stehen die beiden Barockfiguren des hl. Sebastian und des hl. Laurentius.

 

 Orgel

Auf der westlichen Empore befindet sich die Orgel. Das ursprünglich barocke Gehäuse aus dem Jahr 1699 wurde 2004 durch einen Neubau mit 36 Registern ersetzt. Dabei konnten eine ganze Reihe der alten Pfeifen erhalten und wiederverwendet werden.

 

 

Kirchenglocken St. Jakobus

Nach dem Würzburger Dom hat die Jakobuskirche in Miltenberg das mächtigste Geläut der Diözese.

Tonfolge:

gis° – h° – dis´ – fis´ – gis´ – ais´

Am 24. Juli 2015 waren die Glocken unserer Pfarrkirche Hauptdarsteller in der Sendung Zwölfuhrläuten, die der BR seit 1949 ausstrahlt. Hier können Sie das volle Geläut (Plenum) anhören (klicken Sie dazu auf das Lupensymbol):

Vollgeläut St. Jakobus Miltenberg – wir danken dem Urheber Ben Schröder/glockenzeit ganz herzlich für sein schönes Video auf Youtube!

 

Geschichte

65 Jahre ökumenisches Glockengeläut in Miltenberg (1954 – 2019)

Im Jahre 1954 bestellte die Katholische Pfarrgemeinde sechs Glocken bei der Firma Schilling in Heidelberg, die Evangelische Kirchengemeinde drei Glocken bei den Gebrüdern Rincker.
Auf Bemühen von 1. Bürgermeister Anton Blatz gelang es, die Töne der neun neuen Glocken harmonisch aufeinander abzustimmen. In diesem harmonischen Zusammenklang wird seitdem ein Auftrag an die Konfessionen gesehen, im Einklang zu bleiben – ein für die Zeit der 50er Jahre sehr bemerkenswerter ökumenischer Impuls. Für uns heute ein Auftrag, der sehr bewusst immer wieder neu umgesetzt werden muss.

Die Glocken der Evangelischen Johanneskirche
Am 28. Mai 1954 wurden die Glocken bei der Firma Rincker gegossen und schon am Freitag vor Pfingsten, am 4. Juni 1954, in einem feierlichen Zug vom Bahnhof zur evangelischen Kirche gebracht. Am 20. Juni fand die Weihe durch den Dekan Georg Kaeßler statt.
Die größte Glocke:
Schlagton gis, Durchmesser 101 cm, 570 kg
Inschrift: GLAUBE 1. Joh 5,4 "Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat."
Die mittlere Glocke:
Schlagton ais, Durchmesser 89 cm, 400 kg
Inschrift: LIEBE 1. Kor 13,13 "Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, LIebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen."
Die kleine Glocke:
Schlagton cis´ , Durchmesser 75 cm, 240 kg
Inschrift: "Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübbsal, haltet an am Gebet."

Glockenkonzert

Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des sechsstimmigen Schilling-Geläutes der Kirche St. Jakobus in Miltenberg fand am 25. Juli 2014 ein Glockenkonzert statt.

Youtube-Video mit dem Glockenkonzert, Urheber Quintade8 – herzlichen Dank für die Aufnahme!

 

Disposition des Geläutes:

Nordturm:

Glocke 1 gis°
Muttergottes
4415 kg
1954 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg

Glocke 2 h°
Jakobus
2575 kg
1954 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg

Südturm:

Glocke 3 dis'
Johannes-Nepomuk
1334 kg
1954 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg

Glocke 4 fis'
Bonifatius
878 kg
1954 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg

Glocke 5 gis'
Pius
616 kg
1954 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg

Glocke 6 ais'
Kilian
500 kg
1954 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg

I. Vorstellung der Einzelglocken

h° - gis° - dis´ - fis´ - gis´ - ais´

II. Teilgeläute

h°-dis´-fis´-gis´ (Salve Regina)
h°-dis´-fis´-ais´ fis´-gis´-ais´ (Paternoster)
dis´-fis´-gis´ (Te Deum)
gis°-dis´-gis´-ais´
gis°-dis´-fis´-gis´
gis°-h°-dis´-gis´

III. Plenum

Muttergottesglocke gis°

Muttergottesglocke (Nordturm)

MIL Muttergottesglocke Nordturm

Schlagton gis°
Durchmesser 195,4 cm
4415 kg
Schmuck: an der Krone sechs Löwen; Relief einer Pietà
Umschriften: "In memoriam mortuorum, sanctae matris dolorosae, sonat in auribus vivorum, surgit in cordibus moestorum fides resurrectionis gloriae"; "MCMLIV anno C post dogmatisationem immaculatae conceptionis B.M.V. hae VI campanae ad majorem dei gloriam pro ecclesia s. Jacobi Miltenbergensi a Frederico Gulielmo Schilling Heidelbergensi feliciter fusae sunt."
Übersetzung: "Zum Gedächtnis der Verstorbenen, der heiligen Schmerzensmutter, läutet in den Ohren der Lebenden und ersteht in den Herzen der Betrübten der Glaube an die glorreiche Auferstehung." "1954, im 100. Jahr nach der Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis der Allerseligsten Jungfrau Maria wurden diese sechs Glocken zur größeren Ehre Gottes für die St. Jakobus-Pfarrkirche in Miltenberg von Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen."

Jakobusglocke h°

Jakobusglocke (Nordturm)

MIL Jakobusglocke Nordturm

Schlagton h°
Durchmesser 163,1 cm
2575 kg
Schmuck: Relief des Heiligen
Umschrift: A fulgure et tempestate, a bello, pestilentia et fame, a terraemotu et deletione, ab omni malo animae et corporis liberet per intercessionem suam s. Jacobus maior patronus."
Übersetzung: "Von Blitz und Ungewitter, von Krieg, Seuche und Hungersnot, von Erdbeben und Zerstörung, von jedem Übel des Leibes und der Seele befreie uns durch seine Fürbitte der heilige Schutzherr Jakobus der Ältere."

Johannes-Nepomuk-Glocke dis´

Johannes-Nepomuk-Glocke (Südturm)

MIL Johannes Nepomuk Glocke Suedturm

Schlagton dis´
Durchmesser 127,5 cm
1334 kg
Schmuck: Relief des Heiligen
Umschrift: "S. Joannes Nepomucenus sit nobis patronus in loquendo et tacendo, in benedicendo, in instructione juventutis, in actione omnis virtutis et ultimo dux coelestis."
Übersetzung: Der hl. Johannes Nepomuk sei uns Patron beim Reden und Schweigen, beim Lobpreisen, bei der Unterrichtung der Jugend, bei der Übung jeglicher Tugend und zuletzt sei er uns Führer zum Himmel."

Bonifatiusglocke fis´

Bonifatiusglocke (Südturm)

MIL Bonifatiusglocke Suedturm

Schlagton fis´
Durchmesser 109,5 cm
878 kg
Schmuck: Relief des Heiligen
Umschrift: "Anno MCC post mortem s. Bonifatii petimus instanter unitatem Germaniae, populi nostri et fidei."
Übersetzung: Im 1200. Jahr nach dem Tode des heiligen Bonifatius erflehen wir inständig die Einheit Deutschlands, unseres Volkes und unseres Glaubens."

Piusglocke gis´

Piusglocke (Südturm)

MIL Piusglocke Suedturm

Schlagton gis´
Durchmesser 98 cm
616 kg
Schmuck: Relief Papst Pius X.
Umschrift: "Anno canonisationis s. Pii papae X., in honorem ss. eucharistiae ecclesiam ad salutem animarum in aeternum."
Übersetzung: "Im Jahr der Heiligsprechung des hl. Papstes Pius X. - Zur Ehre des heiligsten Sakramentes der Eucharistie - Im Gehorsam gegen die heilige Mutter, die Kirche - Für das Heil der Seelen in Ewigkeit."

Kiliansglocke ais´

Kiliansglocke (Südturm)

 MIL Kiliansglocke Suedturm

Schlagton ais´
Durchmesser 87 cm
500 kg

Umschrift: "Subpatrono s. Kiliani, ad vitam natis, baptismo renatis, eucharistia nutritis, sono ad vitam aeternam."
Übersetzung: "Unter dem Schutz des hl. Kilian läute ich den zum Leben Geborenen, durch die Taufe Wiedergeborenen und den durch die hl. Eucharistie Genährten zum ewigen Leben."