Rundumblick der Kapelle: https://my.matterport.com/show/?m=3uv5Xfw7syJ

Einleitungstext von: © DREI AM MAIN

Bereits zwischen 900 und 1000 wurde die Martinskapelle errichtet und diente wahrscheinlich als Pfarrkirche für die gesamte Umgebung.Die Türbeschläge und das Hauptportal wurden um 1490 erneuert. Rechts vom Eingang stehen drei Sühnekreuze, wie sie im 15. Jahrhundert in der Region des Öfteren errichtet wurden.
Ebenfalls aus der Zeit kurz vor 1500 stammt die Innenausstattung mit St. Martin im Chor und der Kreuzigungsgruppe im Triumphbogen. Die heutige Gestalt der Kapelle geht auf das Jahr 1590 zurück: die großen Fenster (vermutlich von 1490) wurden geschlossen, der Dachstuhl wurde erhöht und der Chor 1589 durch den Nürnberger Maler Andreas Herneisen sowie das Schiff durch Meister I. B. Michel 1593 mit Bilderzyklen ausgemalt. Diese bildhaften Darstellungen von Szenen aus der Heiligen Schrift finden sich in solch vollständig erhaltenem Zustand andernorts kaum mehr und machen die Martinskapelle zu einem ganz besonderen Schmuckstück.
An der Südseite des Chors hängt seit 2001 das Stifterbild für den Schultheißen Peter Schneider von Andreas Herneisen. Vor der Kanzel hat seit 2002 der wohl von Michael Juncker geschaffene Taufstein aus der Alten Pfarrkirche seinen heutigen Platz gefunden.
Das Kurmainzer Hofgut in der Martinsgasse 10 wurde lange für einen karolingischen Königshof gehalten, der die Keimzelle Bürgstadts gewesen sein soll.

Die Bürgstädter Martinskapelle wurde um das Jahr 950 errichtet und gehört zu den ältesten Kirchenbauten in Franken. Um 1200 wurden Chor und Langhaus erhöht, größere Fenster und der Triumphbogen eingebaut. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts brannte die Martinskapelle nieder. Erst um 1380 begann man mit dem Wiederaufbau. Zunächst wurden die Fenster wieder verkleinert, so wie sie heute noch in der Nord – und Südwand zu sehen sind. Danach hat man das Innere der Martinskapelle ausgemalt. Reste dieser Wandbilder sind noch an der Ostseite des Triumphbogens zu sehen. In die einfache Außenfassade lies der Mainzer Erzbischof um 1490 das heute noch vorhandene gotische, reich profilierte Hauptportal einbauen.
Bei der Erneuerung der Martinskapelle von 1589-1593 ließ man zunächst den Dachstuhl erhöhen. Auf den Westgiebel wurde ein kleiner Dachreiter aufgesetzt, der bis heute die Silhouette prägt. Das Mauerwerk wurde ausgebessert, die Steinkanzel (1589) aufgestellt und eine Empore eingezogen. Mit der Ausmalung des Langhauses wurde der Umbau der Martinskapelle 1593 abgeschlossen. 

Ausmalung
Die sehr detaillierten Wandmalereien sind bis heute vollständig erhalten und stellen eine kunsthistorische Rarität von überregionaler Bedeutung dar. An beiden Seitenwänden sind in 40 Medaillons Begebenheiten aus dem Alten und Neuem Testament dargestellt. Sie sind in drei Reihen übereinander angeordnet. Die obere Bilderreihe zeigt 14 Szenen aus dem alten Testament, von der Erschaffung, der Welt bis zur Errichtung der ehernen Schlange an der Nordwand. In der mittleren Reihe sind von der Verkündigung an die Jungfrau Maria bis zur versuchten Steinigung Jesu im Tempel zu Jerusalem zwölf Bilder aus dem neuen Testament dargestellt. Die 15 Medaillons der unteren Reihe zeigen in 19 Szenen die Passion Christi vom Einzug in Jerusalem bis zur Grablegung. Bilder der Auferstehung, die Himmelfahrt Christi und das Pfingstwunder schließen diesen Zyklus ab. Unter den Medaillons ergänzen einprägsame Merksätze deren Aussage. Zusammen mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts ergeben sie eine überaus anschauliche Armenbibel.
Auch an den Deckenbrettern von Langhaus und Chor bilden die gemalten Ornamente und figürlichen Malereien eine verkürzte Darstellung des Himmels.
Die untere Wandzone des Chorraums wurde mit Szenen aus dem Leben des hl. Martin bemalt. Darüber sind die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sowie die Kirchenväter Gregor, Hieronymus, Augustinus und Ambrosius dargestellt. Ganz oben findet man das Wappen des Mainzer Domkapitels und daneben das des Mainzer Kurfürst-Erzbischofs Wolfgang von Dalberg. Auf der Empore finden sich Bilder der hl. Barbara und der hl. Dorothea. 

Ausstattung
Der Hochaltar stammt von 1620.  Im Zentrum steht heute das Altarbild von 1746, das die Mantelteilung des hl. Martin zeigt. Seine heutige Gestalt erhielt der Hochaltar zwischen 1671 und 1674. Der Tabernakel und die Engelsköpfe links und rechts davon wurden 1949 angefertigt. Auf dem Tabernakel steht ein Kreuz mit Einlegearbeiten aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts.
An der Nordwand des Chores steht eine farbige Holzplastik des hl. Martins aus der Zeit um 1500. Aus der gleichen Zeit stammt die ausdrucksstarke, spätgotische  Kreuzigungsgruppe im Triumphbogen. 2002 wurde der aus rotem Sandstein gefertigte Taufstein aus der alten Pfarrkirche St. Margareta in der Martinskapelle aufgestellt. Im Jahr 1741 wurde der Wendelinsaltar aufgeschlagen, der jedoch erst 1747/48 seine polychrome Fassung erhielt.In alter Zeit gab es sogar Wallfahrten zum hl. Wendelin nach Bürgstadt. Von diesen Wallfahrten zeugt heute noch ein erhaltenes Votivbild beim Emporenaufgang.
Aus der Zeit um 1830 dürfte der Kreuzweg in Hinterglastechnik stammen. 2002 wurde eine Orgel mit vier Registern angekauft.