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Am 18.10.21 lud die Kolpingfamilie zum Gebet ein. Der Weltgebetstag der Kolpingfamilie wurde abgehalten. Heuer kamen die geistlichen Impulse aus Indien. Unter dem Motto „Einheit in der Verschiedenheit beim Aufbau der weltweiten Kolpinggemeinschaft“ wurde gebetet und gesungen. Ursula Grän und Herrman Gömmel standen der Wortgottesfeier vor. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde die Generalversammlung in den Pfarrräumen abgehalten.

Gedanken zum Matthäusevangelium (Matthäus 14, 13-21)

Liebe Kolpingschwestern und Kolpingbrüder, wann gab es in eurem Leben so eine Situation, in der ihr dachtet: Jetzt reicht es, ich muss etwas tun. Ich muss jetzt was sagen. Hier darf ich nicht schweigen? Ich bin überzeugt, solche Momente gibt es in jedem Leben: Da wird zum Beispiel jemand auf der Straße übel angepöbelt: Da kann ich mich doch nicht heraushalten. Du liest über hungernde und verhungernde Kinder in der Welt und denkst: Da muss ich etwas tun. Das Kind nebenan schreit wieder so erbärmlich: Dieses Mal klingelst du und fragst, ob du die Eltern vielleicht irgendwie entlasten kannst. Oder nein, das Kleidungsstück im Billigstangebot werde ich nicht kaufen. Ich weiß doch wo und wie so etwas produziert wird. Ich halte mich nicht raus: Ich kann anders, hier spricht mein Gewissen! Auch wenn es manchmal Mut und Kraft kostet dem Gewissen zu folgen, Hemmschwellen zu überwinden, um mich einzumischen, um für andere da zu sein: Es ist gut so. Mut tut gut und ist wichtig, weil es im Alltag so oft mutlose Stimmen gibt, die sagen: Was kann ich schon tun, was soll das denn bringen für das große Ganze, wenn ich mich einmische? Fünf Brote und zwei Fische, was ist das für den Hunger in der Welt und für die hunderttausenden Menschen, Kinder, Jugendlichen, Männer und Frauen, die Tag für Tag nicht genug zu essen haben. Für die vielen Tausend, die jeden Tag Hungers sterben. Fünf Brote und zwei Fische, was ist das für die vielen Menschen, die Tag für Tag Sehnsucht haben nach einem erfüllten Leben. Für die Vielen, die die großen Fragen stellen nach Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung – so große Themen und dann nur fünf Brote und zwei Fische. Das ist genau das Problem der Jünger in der Erzählung, die wir gehört haben. Sie sehen all die Menschen, die hoffen Jesus kann ihnen helfen, ihre Krankheit heilen, ihrem Leben Sinn geben. Da steht er nun und: „er hatte Mitleid mit ihnen“. Er kann nicht anders. Jesus könnte sagen: „Verscheucht die Leute, ich brauche Ruhe“, aber er empfindet Empathie, Mitgefühl. Sie erwarten so viel von ihm, da will er die Menschen nicht enttäuschen. Als der Abend kommt, beginnen die Jünger sich Sorgen zu machen. Die Leute müssen doch etwas essen. Kein Möglichkeit Lebensmittel zu kaufen - weit und breit. Wie soll das gut gehen? Deshalb wollen sie alle wegschicken. Jesus aber fühlt sich verantwortlich. Die Menschen sind weit gelaufen, der Tag war lang. Er kann nicht anders und sagt: „gebt ihr ihnen etwas“. Die Jünger sind skeptisch. Was haben sie schon? Fünf Brote und zwei Fische. Das reicht niemals, das ist nicht genug. Sie sind befangen, weil Sie nur den Mangel sehen. Das kann doch nicht reichen! Da wird Jesus zum Gastgeber. Er nimmt die fünf Brote und die zwei Fische, dankt und gibt sie den Jüngern damit sie verteilen. Wer sich jetzt an das Abendmahl erinnert fühlt, liegt richtig. Genau das will der Evangelist Matthäus doch andeuten: Jesus lädt ein. Menschen sollen satt werden, ganz real. Aber auch übertragen, auch im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung. Diesem Beispiel ist Adolph Kolping im 19. Jahrhundert gefolgt. Vieles von dem was er in seinem Leben geschrieben und gesprochen hat, ist erhalten und fasziniert uns noch heute- genauso seine Energie, sein Fleiß, sein Wille Dinge nicht einfach hinzunehmen, sondern Sie anzupacken, um Sie zum Besseren zu verändern. Ein „da kann man nichts machen“ oder „das ist so und es bleibt so“ gab es für Adolph Kolping nicht. Folgerichtig vertröstete er die Menschen auch nicht auf das Jenseits, sondern forderte sie auf, nach ihren Möglichkeiten zur Beseitigung der Mängel im eigenen Leben beizutragen und so Beispiel zu geben, dass auch andere ihr Leben in die Hand nehmen und zu einem besseren führen und so die Not Schritt für Schritt gelindert wird mit dem Ziel, dass gerechtere Strukturen errichtet werden, dass die Nöte der Zeit letztendlich überwunden werden. Dies waren für ihn nicht nur Themen von Sonntagsreden, sondern prägte seine Alltagsarbeit. Ihm ging es darum, mit aller Kraft die Nöte der Zeit zu bekämpfen und so zu beseitigen. Johannes Paul II. nannte ihn deshalb: „Leitbild für die Kirche“. Als Kolpingschwestern und Kolpingbrüder in der „Einen Welt“ versuchen wir heute die Ideen und Visionen Adolph Kolpings zeitgemäß zu leben. Dazu gehört auch, dass wir durch unser Tun Beispiel geben, dass wir uns messen lassen an unserem Tun, dass wir ganz bewusst Wert darauflegen, dass unsere Worte mit unseren Taten übereinstimmen und wir uns auch nach den biblischen Aussagen danach beurteilen lassen, wie wir miteinander umgehen. Das Kolpingwerk versteht sich – auch dies in der Nachfolge Adolph Kolpings – als Teil der Katholischen Kirche und ist ausgerichtet an der Frohen Botschaft Jesu Christi. Demnach hat keiner das Recht auf Kosten der anderen zu leben. Jeder ist an den Tisch der Menschheit eingeladen. Alle müssen hier zu ihrem Rechten kommen. Adolph Kolping war ein Mensch der Tat und des Wortes. Es blieb bei ihm nicht bei der Analyse der Lebensumstände in der Welt, schon gar nicht beim Jammern über schlechte Zustände. Ihm ging es darum anzupacken, mitzuarbeiten, Verantwortung zu übernehmen. Eine Grundhaltung, die das Kolpingwerk überall auf dieser Welt auch heute prägen muss. Papst Franziskus argumentiert in die gleiche Richtung: Der Mensch gehört in den Mittelpunkt, insbesondere der Mensch, der in Not ist. Was damit gemeint ist, können wir im Neuen Testament von Jesus Christus lernen. Wenn wir darauf achten wie er mit den Menschen umgegangen ist, befinden wir uns auf dem richtigen Weg. Fünf Brote und zwei Fische, das scheint – zum Überleben - so wenig zu sein, kann aber, im übertragenem Sinne, unglaublich viel sein, wenn ich ihn, Gott, mit ins Spiel bringe. Wenn ich es Gott übergebe, dass er meine kleinen Möglichkeiten verwandelt und sie Groß macht! Fünf Brote und zwei Fische, was kann das sein? Fünf Antworten und zwei Ideen? Fünf Minuten Zeit für mein Gegenüber und zwei Worte, ganz einfach nur so und ganz ohne Grund. Die Beispiele lassen sich sicher in alle Himmelsrichtungen erweitern und jeder wird für sich Beispiele genug finden. Und denken wir dann einmal ganz groß, vielleicht etwas utopisch: all die vielen Millionen Christen weltweit geben ihre „fünf Antworten und zwei Ideen“, all ihre Möglichkeiten mit hinein. Wie sähe unsere Welt aus, wenn wir Christen miteinander teilen würden? Ich bin mir sicher, es gäbe weniger Probleme in der Welt. Die Konflikte zwischen arm und reich könnten sich entspannen. Beispiele mit großer Strahlkraft, auf das nicht nur die Fünftausend, sondern alle genug zu essen haben – und es bliebe noch übrig. Welche Freude, welche Euphorie könnte über alle Längen- und Breitengrade unserer Erde Platz greifen. Dieser Überfluss von Freude, von Harmonie und Friede erinnert an das Reich Gottes. Jesus hat uns aufgetragen heute und jetzt, jeder und jede, jeden Tag daran mitzubauen. Versuchen wir diese Haltung in unseren Alltag zu integrieren und ganz selbstverständlich und ganz selbstlos unseres mit dazu zu geben - und alle werden satt. „Anfangen ist oft das Schwerste, treu bleiben das Beste!“ - ein Zitat Adolph Kolpings, das wir uns immer wieder zu Herzen nehmen können, mit ihm als Vorbild und mit uns - mit allen Kolpingschwestern und Kolpingbrüdern weltweit - als Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter gehen wir Schritte in die Zukunft, voll Mut, voll Phantasie und werden so dem Auftrag Jesu gerecht: Salz zu sein für die Erde und Licht für die Welt. Amen.

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