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Pfingsten, das Hochfest des Heiligen Geistes, werde an zwei Tagen gefeiert, so Pfarrer Jan Kölbel bei der Begrüßung zum Gottesdienst am Pfingstmontag, 01.06.20, in der Pfarrkirche St. Jakobus Miltenberg. Um unsere Herzen zu einem Tempel Gottes werden zu lassen, wolle der Heilige Geist nicht nur an Pfingsten, sondern jeden Tag neu wirken. 

In seiner Predigt ging der Pfarrer auf die Kritik von Christine Lieberknecht (ev. Theologin, ehem. thür. Ministerpräs.) an den Kirchen in der Corona-Krise ein. Die Kirchen hätten „massiv versagt“, indem sie die Gläubigen allein gelassen, Sterbenden den geistlichen Beistand verwehrt hätten, Kirchen geschlossen gewesen seien usw. Diese Vorwürfe seien unhaltbar, da die Kirchen in Deutschland zu keinem Zeitpunkt geschlossen gewesen seien und geistlicher Beistand für Kranke und Sterbende jederzeit möglich gewesen wäre. Zudem wäre die Kreativität in vielen Gemeinden sehr groß gewesen, z.B. hätte es Video- und Audioimpulse, Gottesdienstübertragungen u.v.m. gegeben. In einem Punkt hätten die Kirchen nach Meinung von Pfarrer Kölbel jedoch tatsächlich versagt: Es gäbe zwar viele Weisungen und Empfehlungen, wie man praktisch mit der Krise umgehen solle, aber auch eine große Sprachlosigkeit in Bezug auf den Sinn der Pandemie. Auf die Frage, was uns Gott durch die Corona-Krise sagen möchte, sei hierzu kirchlicherseits eher wenig zu finden. Es werde immer wieder darauf hingewiesen, dass die Pandemie keine Strafe Gottes sei. Ansonsten habe man den Eindruck, dass einige Bischöfe die Forderung nach öffentlichen Gottesdiensten eher verächtlich betrachteten. Diese Bestrebungen seien „wehleidig“ oder es handele sich um „Luxusprobleme“, auch seien viele Gläubige „eucharistiefixiert“. Trost in schweren Zeiten sehe seiner Meinung nach anders aus. Pfarrer Kölbel wolle sich nicht anmaßen, für den Heiligen Geist zu sprechen; seine persönlichen Überlegungen zum Sinn der Pandemie seien die Folgenden: Diese habe gezeigt, dass eine Gesellschaft, die auf permanentem Wachstum aufbaue, sehr oberflächlich und zerbrechlich sei. Immer mehr, immer schneller und immer billiger funktionierten auf Dauer nicht. Weiterhin habe jeder während der Ausgangsbeschränkungen gemerkt, was für ihn/sie selbst „systemrelevant“ sei, d.h. die Krise könne uns lehren, unseren Blick auf das Wesentliche zu lenken und uns helfen zu erkennen, was für unser Leben wichtig sei. Die massiven Einschränkungen der letzten Zeit seien mit dem „Schutz der Alten und der Schwachen“ gerechtfertigt worden. Dies sei lobenswert, aber auch verwunderlich, denn kurz vor dem „Lockdown“ seien die Euthanasieregelungen gerichtlich liberalisiert worden. Ferner sei versucht worden, den Schutz ungeborenen Lebens noch weiter aufzuweichen. Die Corona-Krise könne ein guter Anlass sein, eine Kultur des Lebens aufzubauen, um das Leben vom Mutterleib bis zum Tod zu schützen. Der Heilige Geist wolle nicht strafen, sondern zu einem tieferen Verständnis und zu einem bewussteren Leben erziehen.

Nina Reuling 

Fotos: Martin Winkler

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