header final

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Wer sich am Morgen des 10. Mai 2020 auf den Weg in die Pfarrkirche St. Jakobus, Miltenberg, gemacht hatte, um den ersten Sonntagsgottesdienst nach Absage aller öffentlichen Gottesdienste ab Mitte März 2020 mitzufeiern, konnte erleben, wie die Corona-Krise sich nach wie vor auch auf das Glaubensleben auswirkt.

20200510 Corona Gottesdienst 2Foto von Martin Winkler20200510 Corona Gottesdienst 1Fotos von Martin Winkler
  

Eine deutlich verkleinerte Gemeinde, Abstandsregeln, das Tragen eines Mundschutzes und kein Kommunionempfang prägten das Bild. Die Abstandsregeln und das Tragen eines Mundschutzes würden grundsätzlich für alle Gottesdienstteilnehmer gelten, so Pastoralreferent Marcus Schuck bei der Begrüßung der Gläubigen. Ausnahmen von der Mundschutzpflicht bestünden nur für das liturgische Sprechen und das Singen des Kantors/der Kantorin. Die Erfahrung der letzten Wochen, als keine gemeinsamen Gottesdienste hätten stattfinden können, verbinde uns mit den Christ*innen, die sich nur unter erschwerten Bedingungen oder gar nicht zum Gottesdienst versammeln könnten. Sie verbinde uns auch mit den Menschen, die in dieser Zeit auf vieles verzichten müssten oder die von Existenzängsten geplagt seien. Als Zeichen, dass Jesus Christus unser Licht ist und uns in dunklen Stunden begleitet, wurden die Osterkerze und die Kerzen auf dem Altar entzündet. Jesus habe durch seine Auferstehung den Sieg des Lebens über den Tod verkündet. Wir seien durch die Taufe zum ewigen Leben berufen. Zur Erinnerung an die Taufe besprengte Marcus Schuck die Anwesenden mit Weihwasser und betonte, dass jede/r Getaufte Gottes Nähe immer wieder suchen und Gottes Liebe durch das eigene Tun anderen Menschen erfahrbar machen solle. In seiner Predigt ging er auf das Sonntagsevangelium ein und zitierte eine Frage des Journalisten Peter Seewald an Josef Ratzinger, den späteren Papst Benedikt XVI.: „Wie viele Wege gibt es zu Gott?“ Die erwartete Antwort: „Es gibt einen Weg. Der ist Jesus Christus (...)“ - diese Antwort gab Ratzinger nicht. Stattdessen sagte er: „So viele, wie es Menschen gibt.“ So unterschiedlich wie die Persönlichkeiten und Lebenswege einzelner Menschen seien, so individuell seien ihre Wege, ihre Suche nach Gott. „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: „Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?“ Das Bild der vielen Wohnungen male Jesus im heutigen Evangelium. Für jeden und jede von uns sei ein Platz bei Gott vorgesehen, der uns entsprechen würde und den Jesus für uns einrichte. So vielfältig wie die Wohnungen in diesem himmlischen Gotteshaus seien auch die Gotteshäuser in Miltenberg. Es sei schön, dass es diese Vielfalt gebe. Vielen Menschen hätten nach der Absage der öffentlichen Gottesdienste in der Corona-Krise ihre eigenen Wege zu Gott gesucht und wären manche Wege ganz neu gegangen. Viele hätten Ostern in der Familie gefeiert oder Gottesdienste im Internet und im Fernsehen angeschaut. Auch die Angebote der Pfarreiengemeinschaft St. Martin Miltenberg-Bürgstadt, wie die des Kinderkirchenteams Bürgstadt oder die sonntäglichen Video-Impulse der Jakobusmusik auf der Homepage der Pfarreiengemeinschaft, die nach wie vor angeboten werden, hätten sich großer Beliebtheit erfreut. Dies seien Möglichkeiten, den Glauben zu leben, „lebendige Steine“ zu sein, wie es in der Lesung hieß. Trotz der Einschränkungen war es schön, gemeinsam Gottesdienst zu feiern.

Nina Reuling

­