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„Es gibt kein Rezept,“ wie man damit umgehen solle, wenn andere Menschen Suizidgedanken äußern. Damit konnte Hans Burkhardt seinen Zuhörerinnen und Zuhörern nicht dienen, aber mit vielen Informationen und Richtigstellungen rund um das schwierige und oft tabuisierte Thema der Selbsttötung.

Im Rahmen der ökumenischen Woche für das Leben referierte der evangelische Pfarrer und Notfallseelsorger im Franziskushaus unter der Überschrift „Wir konnten dich nicht halten – Wenn ein Mensch sich das Leben nimmt.“ Dass sich jemand, der über seinen Suizid spricht, nicht töten wird, entlarvte er als Mythos. Ebenfalls falsch sei die Annahme, dass ein Suizid ohne Vorzeichen geschehe. Weil die Vorzeichen oft erst im Nachhinein von nahestehenden Menschen erkannt würden, löse ein Suizid meist heftige Schuldgefühle aus. Verbunden mit dem Gefühl ohnmächtiger Wut, die zur Trauer und dem Schock hinzukomme, mache das die Verarbeitung einer Selbsttötung für die betroffenen Menschen besonders schwer. Oft ist das Erleben, dass sich ein nahestehender Mensch umgebracht hat, eine schwere psychische Belastung für lange Jahre. „Holen Sie sich professionelle Hilfe!“, riet darum Burkhardt eindringlich. „Man braucht sich gegenseitig, um sich zu stützen.“ Er wies deshalb auf die guten Selbsthilfe-Angebote des Vereins AGUS (Angehörige um Suizid) hin (www.agus-selbsthilfe.de).

Burkhardt, der stellvertretender Leiter der Notfallseelsorge an Schulen (NOSIS) in Bayern ist, erzählte von dem neuen Phänomen, dass sich auch Kinder das Leben nehmen. Der weitaus größte Anteil der bundesweit 10.000 Mensschen, die sich jedes Jahr aus eigenem Entschluss aus dem Leben gehen, seien allerdings entgegen der verbreiteten Wahrnehmung über 80 Jahre alt. Doppelt so viele Männer wie Frauen brächten sich selbst um, während die soziale Herkunft kaum eine Rolle spiele. Suizid gebe es quer durch die Gesellschaft. Durch die hohe Zahl habe jeder und jede jemanden in seinem Familien- oder Bekanntenkreis, der sich das Leben genommen habe, so Burkhardt. Aufklärung helfe, Anzeichen ernst zu nehmen und so die Zahl der Suizide zu senken, ist der leitende Notfallseelsorger überzeugt. Die Pfarreiengemeinschaft St. Martin, die den Abend veranstaltete, wollte damit einen Beitrag zu dieser Aufklärung leisten.

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